Verkehr in Panama

Verkehr in Panama

Den öffentlichen Verkehr in Panama bilden Taxis und Busse aller Art. Man muss sich aber auskennen, um nicht plötzlich in der Einöde zu landen oder vom Taxifahrer übers Ohr gehauen zu werden. Eine Fahrt mit den berühmten Klapperbussen durch Panama-Stadt oder raus aufs Land ist jedenfalls immer ein besonderes Erlebnis. Noch, denn der Verkehr in Panama soll deutlich modernisiert werden. Klimatisierter Stadtbus bis hin zur ersten Metro in Zentralamerika.

Höllenritt im Diablo Rojo

Die Diablos Rojos („rote Teufel“) sind US-amerikanische Schulbusse, die in den 70er Jahren ihre Vorgänger, die sogenannten Chivas (Busse, in denen die Sitzplätze nicht hintereinander in Reihen angeordnet sind, sondern wie ein Sesselkreis mit dem Rücken zum Fenster verlaufen) ablösten. Ihre kunterbunte Bemalung mit aufgepinselten Figuren aus Fernsehen, Politik und der Bibel haben den Diablos Rojos Kultstatus weit über die Grenzen Panamas hinaus eingebracht.

Diablo Rojo in Panama

Ihrem Namen machen die Busse tagtäglich alle Ehre indem sie wie böse Geister durch Panama-Stadt und das Landesinnere brausen. Für den Strassenverkehr stellen sie eine ständige Gefährdung dar und auch im Bus fühlt man sich nicht gerade sicher. Fährt der Bus durch Schlaglöcher droht das klapprige Gefährt auseinanderzufallen und die Passagiere werden ausgehoben bevor sie unsanft wieder auf dem Hintern landen. Das langgezogene Quietschen der Bremsen erinnert die Fahrgäste daran, sich gut anzuhalten um bei einer Vollbremsung nicht mit dem Gesicht am oberen, metallenen Rand der Rückenlehne des Vordermanns anzuschlagen. Um auszusteigen, wird laut „Parada!“ („Haltestelle!“) gerufen, der Busfahrer bleibt dann bei der nächsten Strassenbucht stehen. Bezahlt wird ausserdem beim Aussteigen.

Ganz gleich, wie umkomfortabel und lebensbedrohlich die Fahrt im Diablo Rojo auch sein kann, sie hat ihre Vorteile: Der Höllenritt ist erstaunlich billig. Um 25 US-Cent fährt man durch die halbe Stadt, schlag einen knappen Dollar drauf und du kommst vom zentralen Busbahnhof bis in die gut 30 km entfernte Stadt Chorrera. Ausserdem fahren die Busse zumindest in der Hauptstadt mit hoher Frequenz. Lange Wartezeiten auf einen Bus sind eher die Ausnahme.

Im Diablo Rojo

Besonders touristenfreundlich sind die Diablos Rojos nicht. Es gibt keine Buspläne, keine Auskünfte über Routen und überhaupt ist das Zusammengepferche und Gestopfe in den mitunter recht ramponierten Bussen nicht besonders ansprechend. Auch die Verkehrsbehörden in Panama haben erkannt, dass sich die durchschnittliche US-Granny und der  europäische Bilderbuch-Pauschaltourist nicht freiwillig in die stinkenden Knatterkisten setzen werden und sich etwas Neues einfallen lassen: Den Metrobus. Dieser Bus – made in Colombia – sieht gut aus und schiebt sich anders als die Diablos Rojos ruhig und klimatisiert durch den Verkehr der Hauptstadt. Der Fahrpreis ist dafür entsprechend höher, beim Einsteigen sind $ 1,25 zu entrichten.

Rollende Kühlschränke für Fernreisen

Spürbar luxuriöser als die Diablos Rojos sind auch die Klein- und Reisebusse, die Passagiere von Panama-Stadt aus in verschiedene Teile des Landes bringen. Da die Busse in der Regel über Klimaanlage verfügen und panamaische Busfahrer – wohl wegen des hektischen Verkehrs – gern mit extra gekühlten Nerven fahren, empfehle ich, auf weiteren Strecken unbedingt extra Kleidung oder eine Decke mitzunehmen.

Fernreisen bis nach Mexiko können von Panama aus im Reisebus zurückgelegt werden, was in der Regel billiger kommt, als per Flugzeug. Wer sich für den Trip via Bus entscheidet, sollte unbedingt warme Kleidung mitnehmen um sich im rollenden Kühlschrank nicht zu verkühlen.

Taxi! Taxi!

Taxi in Panama

Während das Taxi in Europa eher als das bevorzugte Verkehrsmittel der Führerscheinlosen, Reichen und Busplanüberforderten gilt, ist es in Panama ganz normal, tägliche Strecken in der schwarz-gelben Kiste zurückzulegen. Ganz gleich ob auf dem Heimweg vom Einkaufen oder um Verwandte zu besuchen, das Taxi ist eine gute Alternative zum Bus.

Der Preis für die Taxifahrt sollte eigentlich einem Tarifzonenplan zu entnehmen sein, welcher eigentlich in jedem Taxi mitzuführen ist und eigentlich dem Fahrgast ersichtlich angebracht sein muss. Nach so vielen eigentlich ist klar: Der Fahrpreis ist Verhandlungssache und der  Taxifahrer zückt die von der zuständigen Behörde herausgegebene Tarifaufschlüsselung erst, wenn ihn der  Fahrgast unter den Mindestpreis zu verhandeln droht. Wer kein Spanisch spricht, die lokalen Fahrpreise nicht kennt und seltsam aussieht (das entspräche dann dem Durchschnittstouristen), zieht vermutlich den kürzeren.

Piraten auf der Landstrasse

Eine Abwandlung des Taxis ist das sogenannte taxi pirata. Darunter versteht man Privatpersonen, die ohne Zulassung Fahrgäste transportieren, vor allem von den Außenbezirken in die Hauptstadt und wieder zurück. Menschen, die jeden Morgen in die Hauptstadt pendeln, finanzieren auf diese Weise ihren Treibstoff. Andere verdienen ihr Einkommen als taxi-pirata-Lenker. Letztgenannte sind immer im weißen Kleinbus unterwegs und führen eine weitere Person als Kontrolleur mit, dessen Aufgabe darin besteht beim Anfahren von Bushaltestellen lautstark aufs taxi pirata aufmerksam zu machen („Panamapanamapanamaaa!“ Der Bus fährt offensichtlich nach Panama-Stadt) und den Fahrpreis zu kassieren. Die profesionellen taxis piratas fürchten nur eines: Die Polizei. Die bestraft  ungenehmigte Personenbeförderung nämlich mit Führerscheinentzug und Geldstrafen.

Taxi pirata in Panama

In den Köpfen der panamaischen Bevölkerung ist das taxi pirata ein Verkehrsmittel, das man gerne mal nimmt, um schneller und komfortabler in die Hauptstadt zu kommen. Man ist auch bereit, 50 Cent mehr als im Diablo Rojo zu bezahlen.

Eine Antwort zu “Verkehr in Panama

  1. Tip an die Leser deiner Blogs: Die Decken dienen nicht nur für die „rollenden Kühlschränke“, sondern sind auch in Österreich in mancher Mainacht gut brauchbar.

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